Massensterben in der Erdgeschichte, biologisch stimulierende Ereignisse, eigentlich ein bisschen
provokant formuliert, bewusst zwar. Also ich habe ein großes Aussterben, aber ich habe
zugleich eine Stimulanz für etwas Neues. Und das ist, glaube ich, interessant und wert,
dass man das ein bisschen beleuchtet. Ich habe es etwas abgemildert, indem ich am Ende ein
Fragezeichen hingesetzt habe. Zunächst, was ist ein Massensterben? Es ist auf alle Fälle etwas,
was mehr als normal, also überproportional groß ist, von globaler Auswirkung. Nicht das
sogenannte Hintergrundsterben, was wir haben, wo da mal eine Art weg stirbt und als solches,
das eigentlich im sogenannten Fossilbericht gar nicht mal auffällt. Also es muss eine
große Auswirkung haben und es muss in einer relativ kurzen Zeitspanne geschehen. Und das ist
natürlich für die Geowissenschaftler etwas anders, was vielleicht ein normaler Laie sich
unter geringe Zeitspanne vorstellt. Einige hunderttausend Jahre, das darf auch mal über
eine oder zwei Millionen gehen, wo dann 80 bis 90 Prozent, natürlich ist das eine Schätzung,
aber trendmäßig, jetzt nun von den gesamten Organismen unserer Erde verschwanden. Und ein
gewisser Hinweis für solche überproportional große Artensterben ist einfach die Tatsache,
ganz simpel, dass sie ab einem bestimmten Zeitpunkt im geologischen und im paleontologischen
Bericht fehlen. Ich habe keine Fossilien mehr dazu. Da gibt es ein paar kleine Ausnahmen,
auf die komme ich noch. Aber das sind so ganz lapidare Dinge, die letztlich jetzt nun ein
Massensterben kennzeichnen. Wenn ich jetzt in der Erdgeschichte mich ein bisschen umsehe,
dann wissen Sie alle, dass es da bestimmte Bezeichnungen gibt, die man früher mal Formationen
genannt hat, die man jetzt Systeme nennt. Diese Bezeichnungen haben alle Namen hier,
teilweise aus den Gegenden, wo die Gesteinsserien ganz typisch auftreten. Silur, Devon, das ist
Großbritannien. Perm, das wäre in der Nähe des Urals zum Beispiel. Die Trias, die ist
ja für uns jetzt vor der Haustüre. Die Dreihait und Sandsteinmuschel, Kalk und Käufer. Und
der Jura, unsere Fränkische ist ja nun bekannt dafür. Die Kreide, auch das glaube ich, bedarf
keiner weiteren Erläuterung. Wir haben also solche Systeme, die gibt es schon sehr lange.
Die gibt es schon seit dem 19. Jahrhundert. Und es ist damals den Geowissenschaftlern
aufgefallen, dass da irgendwelche Schnitte sind. Faunenschnitte, Florenschnitte. Und
mit diesen Schnitten haben Sie gesagt, können wir so eine Art Sprache für die Geowissenschaftler
entwickeln. Verständigungsgrundlagen, indem wir einfach solche Systeme einführen, solche
gedanklichen Schubladen, die als solches dann auch eine Verständigung ermöglichen. Wenn
Kollegen sich unterhalten, ich habe da irgendwas aus der Kreide und der andere hat was aus
dem Jura, dann weiß man einfach, wo man da auch zeitlich zu Hause ist. Und diese Schnitte
beruhen überwiegend, nicht alle, aber überwiegend auf Massenaussterben. Und dass Sie also schon
mal einen gewissen Bezug haben zu der geologischen Zeitskala. So, das sieht jetzt ein bisschen
moderner aus, die ganze Geschichte. Wir haben hier mal eine Auflistung derjenigen Formen,
Fossilien, das können Arten sein, von Tieren und Pflanzen, das können Gattungen sein.
Auf alle Fälle ist es so, dass man das mal zusammen nimmt, was zu einer bestimmten Zeit
ausstirbt. Das soll Sie jetzt nicht verwirren, aber Sie sehen, hier aufgetragen nach oben
ist die Aussterbeintensität in Prozenten und hier einfach eine Zeitskala. Wir beginnen
bei dem Älteren, das ist das Cambrium, was noch vorher ist. Das Präcambrium hatte keine,
zumindest für uns im Sinne des Massenaussterbens nennenswerten Faunen. Und deshalb beginnen
wir mit dem Zeitalter, wo sich in einer sogenannten Kambrischen Revolution die meisten Tierstämme
zunächst mal etabliert haben. Innerhalb jetzt nun dieser Tierstämme haben sich manche etwas
stärker und schneller hervorgetan, haben mehr Arten, Gattungen, Familien gebildet, andere
etwas weniger. Und um die geht es jetzt, denn im Wesentlichen war zu diesem Zeitpunkt hier
eigentlich alles Wesentliche schon da, ein paar wenige Gruppen aus dem zoologischen System
war noch fehlend, aber ansonsten die Pflanzen gab es noch nicht, die kamen etwas später.
Aber wir haben jetzt nun mal einen ziemlichen Fundus, der auch als solcher, paleontologisch
relativ gut überliefert ist. Und da gibt es jetzt nun bestimmte Zeiten, wo solche Peaks
drin sind. Wir haben hier schon ein paar, wenn ich darüber gehe, dann sind schon mal über
Presenters
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
00:29:40 Min
Aufnahmedatum
2008-06-12
Hochgeladen am
2017-07-06 17:37:00
Sprache
de-DE
Bedingt durch globale, aber auch weniger effektvolle Massenaussterben gliedert sich die Erdgeschichte in diverse Erdzeitalter bzw. Zeitscheiben. So starben am Ende desKambriumsetwa 80 % aller Tierarten, am Ende desPermssogar 95 % aller Meeresbewohner und 66 % der landlebenden Organismen aus; am Ende der Kreidezeit (vor 65 Millionen Jahren) waren mehr als 50 % aller irdischen Lebewesen betroffen, darunter auch die Dinosaurier. Nach wie vor herrscht lebhafte Diskussion in Fachkreisen, aber auch bei wissenschaftlichen Laien über die möglichen Verursacher solcher durchgreifendenExtinktionen: energiereiche Meteoriteneinschläge, starker Vulkanismus, abrupter Klimawandel oder extraterrestrische Strahlungseinflüsse werden als mögliche Ursachen für unterbrochene Nahrungsketten oder letale Lebensraum-Beeinträchtigungen ins Feld geführt. Problematisch bleiben indessen zumeist das Ausmaß der Zeiträume der Dezimierung der Organismen wie auch die Abschätzung derjenigen Zeitabschnitte, in denen sich Fauna und Flora wieder ausbreiteten. Ungeachtet der Tatsache, ob der Massentod aus dem All oder aus der Tiefe initiiert wurde, scheint während derorganismischen„Erholungsphase“ ein beschleunigter Evolutionsverlauf mit neuen, besserangepasstenArten die jeweils entstandenen Nischen wieder besetzt zu haben. Lassen sich demnachMassenextinktionenals biologisch stimulierende Ereignisse deuten? Der Vortrag versucht, diese provokante Frage zu beleuchten.